Thiago Alcántara ist mehr als nur ein Edeltechniker mit unglaublichem Raumgefühl. Der Bayern-Star freut sich auch, wenn er eigentlich tödliche Bälle des Gegners antizipiert und ins Aus grätscht. Jetzt gab er nach 19monatiger Abstinenz sein Comeback in Spaniens Nationalteam und bereitete prompt das goldene 1:0 im letzten EM-Qualifikationsspiel in der Ukraine vor. Der Virtuose ist das Komplettpaket.
Seine Ballzaubereien sind hinreichend bekannt. Er ist ein Ausnahme-Könner, verfügt über die Gabe exzellenter Pässe und findet Lücken, wo eigentlich keine sind. Beim FC Bayern werden diese Talente, die Thiago in die Waagschale wirft, extrem wertgeschätzt, wenngleich der 24-Jährige verletzungsbedingt etliche Monate passen musste.
In den vergangenen zehn Spielen kam der Mittelfeldspieler auf 27 erfolgreiche Dribblings, 21 theoretisch entscheidende Pässe und vier Assists, begleitet von perfekten Bällen in die Tiefe und immer wieder außergewöhnlichen Spielzügen. Sein persönliches Ziel liegt aber sogar woanders: Nämlich in der Defensivarbeit und damit einhergehend dem Wunsch möglichst wenig Fehler zu begehen.
Thiago ist mutig und sucht eigentlich immer nach dem Pass, der seinen Teamkollegen am besten dienen könnte. Bisweilen verkünstelt er sich und verliert damit den Ball – eine Facette, die er definitiv verbessern könnte. Trotzdem gelangen ihm in dieser Spielzeit im Schnitt 88 Prozent seiner Pässe, was einem außergewöhnlich gutem Wert entspricht, vor allem wenn man in Betracht zieht, dass er nicht nur kurze Pässe spielt, sondern auch sich auch ebendiese risikoreichen Pässe in die Spitze zutraut.
Weiteres Verbesserungspotenzial ist aber auch im Defensivspiel vorhanden. Die Spielidee von Pep Guardiola bindet immer viele Offensivspieler gleichzeitig in der Attacke (manchmal stellt er sogar gleich vier nominelle Stürmer auf einmal auf), was aber im Umkehrschluss bedeutet, dass insbesondere die Mittelfeldspieler in der Defensive wachsam sein müssen. Auch wenn auf dem Papier nur Xabi Alonso und Thiago diese Position bekleiden, kommen den beiden Spaniern dann aber auch Philipp Lahm (oder Rafinha) und David Alaba zu Hilfe.
In puncto Defensivarbeit hat sich Thiago schon richtig verbessert. Es vergeht so gut wie keine Partie, in der er nicht zwei oder drei Male einem Gegenspieler geschickt den Ball abnimmt. In seinen vergangenen acht Spielen kommt er auf 18 erfolgreiche Tacklings – ein extrem guter Wert für einen Spieler seines Profils. Genau das ist aber auch der Grund, weshalb er sich für gelungene Grätsch-Aktionen mitunter selbst so sehr feiert wie nach einem eigenen Tor oder Assist.
Thiago weiß, dass darin sein größtes Verbesserungspotenzial schlummert, um zum wirklich kompletten Mittelfeldspieler zu reifen.
– Bilder: Getty Images & SID
©2024 Blog fútbol. Blog deporte | Análisis deportivo. Análisis fútbol
Aviso legal