Zwei Partien mit der Nationalmannschaft haben offenbar ausgereicht um die Diskussion wieder einmal anzuheizen, wonach Mario Götze im Nationaltrikot auftrumpfe, während er beim FC Bayern eher unterdurchschnittlich spiele.
Diese Theorie aber lässt etwas Wichtiges komplett außer Acht, unabhängig von Götzes Treffer in der Champions League beim 3:0 in Piräus: Bundestrainer Joachim Löw hatte den Mittelfeldspieler auf Grund schwacher Form auch in der Weltmeisterschaft 2014 weitestgehend auf die Bank verfrachtet.
Dieser Umstand wird angesichts seines entscheidenden Tores im Finale gegen Argentinien gerne vergessen. Die Realität jedenfalls war, dass Götze im Rahmen der WM 403 Minuten auf der Ersatzbank verbracht hat und 287 Minuten auf dem Rasen.
Um den Ablauf nochmals in Erinnerung zu rufen:
Dennoch ist Götze einer der elf Spieler, die Bayern-Coach Pep Guardiola am häufigsten einsetzt:
Man kann etwas sehr Wichtiges festhalten: Götze ist ein Vollblutprofi. Er ist einer der Spieler, die am frühesten beim Training erscheinen, auf das Äußerste auf sich Acht geben, täglich individuelle Vorbereitungen bestreiten, genau auf die Ernährung achten und zusammen mit Guardiola Trainings-Videos analysieren um Bewegungsabläufe zu verstehen und zu perfektionieren. Die Beziehung zum Trainer ist eng und herzlich, denn beide verfolgen dasselbe Ziel: Die Erwartungen irgendwann zu übertreffen.
Höchstwahrscheinlich ist aber gerade diese Erwartungshaltung eines von Götzes größten Problemen. Bereits 2011 war in einem Interview in der Zeitschrift “11 Freunde” zu lesen: “Die Presse vergleicht dich des Öfteren mit Lionel Messi…”
Das ist ein echtes Problem. Zu denken Götze wäre wie Messi ist schlichtweg Unsinn. Er ist ein großartiger Fußballer mit herausragenden Qualitäten: Er ist technisch extrem versiert, verfügt über immenses Spielverständnis und ist sowohl im Hinblick auf Dribbling und Torabschluss wirklich effizient. Aber Götze ist nicht Messi.
In seinen zwei wirklich guten Spielzeiten, und zwar im Trikot von Bayern-Kontrahent Borussia Dortmund (2011/12 und 2012/13) erzielte der 23-Jährige 23 Tore (sieben und 16). In den zwei Saisons beim FCB – die in der Theorie nicht wirklich gut waren – kam er auf 30 Treffer (je 15 pro Saison). In besagten vier Spielzeiten erzielte Messi 73, 60, 41 und 58 Tore. Der Unterschied ist gewaltig.
Ein wirklich entscheidendes Problem in der Causa Götze ist, dass es einen eklatanten Unterschied zwischen Fiktion und Wirklichkeit gibt. Zum einen wird er für den neuen Messi gehalten, oder er wird auf Grund seiner Fertigkeiten am Ball “Götzinho” genannt. Wie eingangs schon erwähnt: Götze ist ein Musterprofi – ohne jeden Makel. Er ist ein Paradebeispiel dessen, wie ein Fußballer “funktionieren” sollte. Er ist ehrlicher Arbeiter, er ist Freund, widmet sich voll und ganz seinem Beruf und ist immer daran interessiert sich zu verbessern und den nächsten Schritt voran zu kommen.
Der gebürtige Allgäuer analysiert selbst Videos von großen Fußballern und teilt seine Erkenntnis dann mit dem Fitness- und dem Chefcoach. Er will besser werden – und hat das auch schon zu großen Teilen geschafft. Beispielsweise ist seine Passquote von 78% und 83% bei Dortmund auf 89% und 86% beim Rekordmeister geklettert.
Klar kann er nach wie vor an Details arbeiten. Seine Qualitäten im Dribbling sind noch nicht mit Arjen Robben oder Douglas Costa vergleichbar. Sein Torriecher im Strafraum ist auch längst nicht der von Thomas Müller. Und oftmals wenn er den Ball verliert, dann lässt er eher resigniert die Arme hängen anstatt sich das Leder wieder zu erkämpfen – eine Schwäche, der er in dieser Saison besonders entgegen wirken will. In den vergangenen beiden Spielzeiten hat Guardiola auch in den entscheidenden Momenten andere Spieler bevorzugt. Genau das hat ja auch Löw im Rahmen der WM gemacht.
Götze ist ein exzellenter Fußballer, der seine Persönlichkeit auf dem Rasen entfalten kann – ganz unabhängig, wer er sein könnte oder wie viel Geld er Bayern gekostet hat. Er ist kein Messi, und wird es auch nie werden. Gleichzeitig aber müssen vor allem Andere genau das auch begreifen: Wir. Götze ist Götze – ein herausragender Fußballer.
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