Die größte Stärke, die Douglas Costa zum FC Bayern mitbringt, ist sein sensationelles Dribbling. Doch das ist bei Weitem nicht das einzig Gefährliche am Brasilianer, der am 14. September seinen 25. Geburtstag feiert: Mit ihm steigert sich beispielsweise auch der interne Konkurrenzdruck. Außerdem passt er wie ein fehlendes Puzzleteil in das grundsätzliche Spielgefüge von Pep Guardiola. Ein System, bei dem in einer Phase des Angriffs die komplette Breite des Feldes genutzt wird. Bis dato ist aber abgesehen davon seine Dribbelstärke tatsächlich sein bemerkenswertestes Mitbringsel.
Das fehlende Dribbling war in der entscheidenden Phase der vergangenen Saison fatal, was insbesondere in der Champions League gegen den FC Barcelona zum Vorschein kam. Es sei noch einmal in Erinnerung gerufen, was da in besagtem Halbfinale passierte: Im Hinspiel zeigten die Katalanen 28 erfolgreiche Dribblings (zehn davon durch Lionel Messi), der FC Bayern brachte dagegen nur ganze drei erfolgreiche Dribblings (alle durch Juan Bernat) auf den Rasen. Im Rückspiel in der Allianz Arena konnten die Bayern dieses Missverhältnis auch nicht mehr zu ihren Gunsten drehen und kamen auf elf (Barcelona auf sieben) erfolgreiche Dribblings.
Gewiss gibt es keinen eindeutigen Zusammenhang zwischen dieser Zahl und dem Ergebnis eines Spieles, aber erfolgreich gestaltete Dribblings sind sicherlich ein wesentlicher Faktor. Es ist bestimmt auch kein Zufall, dass der FCB auf 2,8 Tore im Schnitt kam, wenn Arjen Robben, Franck Ribéry und David Alaba auf dem Feld standen. Denn als sich diese drei Spieler verletzten, fiel die Tor-Quote sofort auf 1,4 pro Partie ab – und damit einhergehend auch die Quote der erfolgreichen Dribblings.
Das sind die durchschnitten Zahlen der Dribblings der letzten Bundesliga-Saison:
Der Durchschnitt beim Deutschen Rekordmeister lag bei 17 pro Bundesliga-Spiel (578 gesamt). Eine Zahl, die die Gewichtung des Problems bei den Spielen in der Königsklasse gegen Barcelona eindeutig untermauert, denn in Hin- und Rückspiel lag dieser Wert kumuliert sogar noch unter dem Bundesliga-Durchschnitt. Die Eingliederung von Costa vergrößerte nun die Möglichkeiten beim FC Bayern in verschiedenen Bereichen, aber speziell eben darin. Nachfolgend die erfolgreich gestalteten Dribblings des Linksaußen aus den ersten drei Liga-Spielen:
Zum Vergleich hier einmal die Daten von Robben aus der Vorsaison, als der Niederländer in Topform war:
In durchaus vergleichbaren Spielen (je zwei daheim und eines auswärts) kommt Costa auf 17 und Robben auf 15 – ein mehr oder weniger ähnlich gutes Niveau. Das ist für den FC Bayern eine hervorragende Nachricht, auch wenn man sich darauf keinesfalls ausruhen darf, denn wenn einer von beiden ausfällt (aktuell muss Robben mehrere Wochen pausieren), könnte der FCB wieder Probleme bekommen: Denn das Fundament des Erfolgs des Rekordmeisters sind die schnellen und wendigen Außenspieler. So gesehen mit Robben und Ribéry. Oder aber mit Robben und Costa. Der jüngste Ausfall von Robben bringt aber wieder die alten Probleme zurück und es muss sich zeigen, ob Götze oder Kingsley Coman diese Lücke werden schließen können.
In seinen ersten Einsätzen sind aber auch durchaus andere Qualitäten von Costa augenscheinlich geworden. Eine davon ist sein Drang nach Toren. Innerhalb von drei Partien kam Costa auf 12 Torschüsse – exakt derselbe Wert, den er in der Vorsaison bei Schachtjor Donezk in acht Spielen aufweisen konnte. Er versucht es demnach weit häufiger als bei seinen ehemaligen Vereinen. Bezogen auf die Passquote kommt Costa auf exakt den Wert, den er auch bei Donezk hatte, und zwar 81%. Seine Gesamtleistung betrachtet entwickelt er sich in jedem Falle positiv, zumal seine beste Zeit auf dem Feld ab Spielminute 60 zu sein scheint – das ist die Zeit, zu der die meisten Gegner langsam aber sicher müde werden.
Das einzige erwähnenswerte Manko Costas bislang ist vielleicht die Flanken-Qualität: Von 20 Flanken in drei Spielen konnten nur fünf überhaupt verwertet werden, die restlichen 15 verunglückten eher. Die Vielzahl der missglückten Flanken landete im Niemandsland, es stand also kein einziger bayerischer Abnehmer dort, wo Costa hin flankte. Positiv betrachtet ist das aber das Einzige, wo ihm derzeit noch viel Luft nach oben bleibt – in allen übrigen Belangen spielt er Fußball auf außerordentlichem Niveau.
Um aber den Bogen wieder auf die Einleitung zu spannen: Der Durchschnitt erfolgreicher Dribblings liegt derzeit bei 5,6 pro Partie, was dem Wert von Ribéry in der Saison nach dem Triple (2012/13 lag die Quote bei 4,5) entspricht, also der ersten Saison unter Guardiola. Robben konnte in der vorigen Saison einen durchschnittlichen Wert von 4,5 aufweisen – sein Bestwert. Mit seiner Quote wirft Costa etwas unglaublich Wichtiges in die Waagschale, um zum Erfolg des FC Bayern beizutragen. Ausnahme-Spieler Lionel Messi kam zu Anfang der aktuellen Saison bei Betrachtung dieses Aspekts auf den Wert von 8,5 – und auf die Unverzichtbarkeit des Argentiniers beim FC Barcelona muss ganz bestimmt nicht hingewiesen werden.
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