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Jetzt, da die Entscheidung von Pep Guardiola bezüglich seiner Zukunft beim FC Bayern bekannt ist, möchte ich mich in diesem Blog einem Thema widmen, das Fans des Rekordmeisters besonders häufig diskutieren: die Leistungssteigerung der Bayern-Spieler.
Verschiedenste Faktoren tragen schließlich zu einem Vermächtnis bei: zum Beispiel gewonnene Titel, die Spielwiese, aber auch das, was ein Trainer nach seiner Ära bei einem Klub hinterlässt. Dieses “Erbe” setzt sich aus diversen Aspekten zusammen, wovon ein Aspekt sicherlich die Verbesserung der gesamten Mannschaft ist. Diesbezüglich ist das “Erbe” Guardiolas beim FC Bayern weitestgehend positiv zu bewerten.
Ein Musterbeispiel dessen, was Guardiola in München hinterlassen wird, ist Manuel Neuer. Der 29-Jährige war vorher schon ein Ausnahme-Keeper mit wunderbaren Eigenschaften – sowohl physisch als auch technisch: Neuer ist reaktionsschnell, stark am Ball und wagemutig.
Großen Anteil an Neuers Fortschritten hat Torwarttrainer Toni Tapalovic, so half er zum Beispiel, Neuers gedankliche Aussetzer zu reduzieren, selbst wenn er in einem Spiel lange keinen Ballkontakt hat. Guardiola wiederum war es, der Neuers Qualitäten am Ball hervorgebracht hat, die ihm erlauben, im Stile eines weiteren Verteidigers zu spielen.
Philipp Lahm und David Alaba symbolisieren hingegen die Vorliebe des Trainers für vielseitige – oder wie Pep sagen würde: polyvalente – Spieler. An dieser Stelle habe ich schon einmal erläutert, dass Guardiola nicht jede Position doppelt besetzt haben möchte, vielmehr soll jeder Spieler mehrere Positionen einnehmen können – ausgenommen die echten Spezialisten.
So war es Lahm, der erst als rechter Verteidiger brillerte und dann im Mittelfeld ebenfalls auf allerhöchstem Niveau spielte. Der Coach sah bei seinem Kapitän eine außergewöhnlich hohe Auffassungsgabe in Sachen Spielgestaltung, ähnlich wie bei Xavi, Andrés Iniesta oder Andrea Pirlo, und stellte Lahm daher auf fast allen Positionen auf.
Alaba entwickelte sich auf der linken Seite zu einer wahren Maschine und konnte sich dort ebenfalls neue Fähigkeiten aneignen: Der Österreicher hat gelernt, in die Rollen eines Innenverteidigers oder defensiven Mittelfeldspielers zu schlüpfen.
Mit Rafinha entwickelte sich ein weiterer Spieler äußerst positiv: Er verfügt zwar vielleicht nicht über dieselben Qualitäten wie einige seiner Teamkollegen, aber das gleicht er durch ein ähnliches Spielverständnis wie Lahm aus.
Jérôme Boateng war lange Zeit ein reiner Innenverteidiger, was er mittlerweile aber über Bord geworfen. In manchen Teilen der Welt mag man beim Namen “Boateng” vielleicht daran denken, wie er nach einem Dribbling von Lionel Messi auf den Hintern flog. Doch mittlerweile ist Boateng ein herausragender Verteidiger, der um den Mittelkreis perfekt agiert, in jeder Situation versteht, was seine Mannschaft braucht, und der Bälle kurz wie lang verteilen kann wie kaum ein anderer Spieler in seinem Team.
Es gibt aber auch Spieler, die stagnieren und nur noch ein Halbjahr unter Guardiola Zeit haben, sich zu steigern. Holger Badstuber zum Beispiel, wenngleich es schwierig ist, den Abwehrspieler zu vergleichen, da dieser mehr Zeit im Krankenstand verbracht hat als auf dem Rasen. Selbiges trifft auch auf Medhi Benatia oder Juan Bernat zu, die zuletzt oft verletzt waren. Xabi Alonso konnte unter Guardiola höchstens ins Sachen Positionsspiel hinzulernen – ein Konzept, das er in dieser Form noch nicht wirklich praktiziert hatte.
Mario Götze ist derweil zweifelsohne der Spieler, den der Coach noch immer nicht ansatzweise an sein Leistungsvermögen heran bringen konnte. Das wird eine seiner Hauptaufgaben sein fürs letzte halbe Jahr in München.
Bei Javi Martínez, Thiago Alcántara und Franck Ribéry lässt sich hingegen auf Grund endloser Verletzungen nur spekulieren, wie gut sie sich unter Guardiola entwickeln hätten können.
Immerhin hat jeder von ihnen neue Ideen mitbekommen: Martínez lernte die Verteidigung auf mehreren Positionen kennen, Thiago spielt heute besonnener und risikoarmer und Ribéry kommt nun öfter über innen als über den Flügel.
Zu diesen drei Spielern könnte man auch Arjen Robben hinzufügen. Der Niederländer war der Protagonist der ersten Spielzeit unter Guardiola, aber sein physisch einwandfreier Zustand hielt leider nur bis März 2015 – seither konnte er nie wieder das vorherige Niveau erreichen.
Einen regelrechten Quantensprung legten dagegen die Neuzugänge Joshua Kimmich, Douglas Costa und Kingsley Coman hin. Der Feinschliff fehlt zwar noch, aber bei ihrer Entwicklung ist klar Guardiolas Handschrift zu erkennen.
Robert Lewandowski hat dagegen über ein Jahr gebraucht, um das Modell des Trainers zu verinnerlichen. Doch als er es verstanden hatte, erreichte er prompt ein neues Level, und gehört mittlerweile zu den besten Stürmern überhaupt.
Thomas Müller ist ein Sinnbild von Guardiolas Arbeit. Er und sein Trainer haben zwei Spielzeiten benötigt, um sich vollständig zu verstehen, aber mittlerweile ist daraus eine tolle Symbiose entstanden.
Müller war vorher schon ein wunderbarer Stürmer, ein “Raumdeuter”, aber jetzt ist er einfach kompletter – er hat ein Spielverständnis erlangt, das er sich zuvor wohl nicht erträumt hätte. Mein Eindruck ist, dass sich Müller und Guardiola nach den gemeinsamen Jahren an der Säbener Straße gegenseitig besser gemacht haben.
Ein Fazit kann man erst im kommenden Juni ziehen, aber Stand jetzt hinterlässt Guardiola bei seinen Spielern ein wunderbares Erbe und beachtliche Fußstapfen.
– Bilder: Imago & Getty Images
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