Eine Garantie auf Konkurrenz gibt es im Fußball intern immer, sprich innerhalb einer Mannschaft. Das weiß und pflegt natürlich auch Pep Guardiola so, denn das bedingt auch, dass seine Schützlinge sich nicht mit dem Erreichten begnügen. Der Coach wünscht sich seine Spieler immer hellwach und bereit für ihre Einsatzzeit zu kämpfen, denn in dem Fall ist eine gewisse Unsicherheit sogar ein wichtiger Katalysator für Weiterentwicklung.
Dass Holger Badstuber und Medhi Benatia nun wieder fit sind, könnte Jerome Boateng und Javier Martínez in der Innenverteidigung an die Grenzen ihrer Leistungsfähigkeit befördern. Die grandiose Entwicklung von Joshua Kimmich wiederum ist für Xabi Alonso ein Ansporn. Die Energie, die Kingsley Coman in jedem Dribbling versprüht, ist genau das, was Arjen Robben antreibt, wieder sein bestes Niveau zu erreichen.
Die zweite Garantie auf einen echten Wettbewerb ist Borussia Dortmund. Die Mannschaft von Thomas Tuchel gleicht nicht mehr der Mannschaft der letzten Jahre, wenngleich es auch nicht viele personelle Änderungen gab. Tuchel hat jedoch eine neue Art Fußball zu spielen eingeführt, und zwar das Spiel nach Positionen, wovon vor allem Spielertypen wie Shinji Kagawa, Henrich Mchitarjan, Gonzalo Castro, Matthias Ginter, Julian Weigl und Pierre-Emerick Aubameyang profitieren.
Dadurch kam der BVB auch zu außergewöhnlichen Ergebnissen: Von 22 Pflichtspielen wurden 18 gewonnen, drei Mal spielte Dortmund unentschieden, es gab eine Niederlage. Die Zahl der selbst geschossenen Tore beläuft sich auf 71, denen gerade einmal 24 kassierte Treffer gegenüberstehen. Der BVB unter Tuchel zieht ein großartiges Spiel auf und beherrscht dabei fast perfekt das Gegenpressing und das Überbrücken der Vertikalen. Selbst auf Europa bezogen gibt es derzeit wohl nur wenige schlagkräftigere Teams als Dortmund.
Der Abstand zum FC Bayern sagt eigentlich alles: Nach 12 Spieltagen, in denen Guardiola und seine Mannen etliche historische Bundesliga-Rekorde aufstellten, liegen nur fünf Zähler zwischen den Münchnern und ihrem ersten Verfolger. In der überragenden Bayern-Saison 2012/13, in der der FCB das Triple holte, lagen zur selben Zeit bereits neun Punkte zwischen den beiden Teams. Die legendäre Mannschaft von Jupp Heynckes stand damals bei 31 Punkten, erlangt durch zehn Siege, ein Remis und eine Niederlage. Der BVB unter Jürgen Klopp brachte es auf 22 Zähler. Jetzt steht der FCB bei 34 Punkten, elf Siegen und einem Unentschieden – und trotz dieser überragenden Bilanz rangiert der BVB mit 29 Punkten nur knapp dahinter. Es gibt eigentlich keinen besseren Lobgesang auf Tuchel als einen bloßen Blick auf die Bundesliga-Tabelle.
Es wirkt schlichtweg unwahrscheinlich, dass der BVB in dieser Saison wieder so zu leiden haben wird wie in den drei Spielzeiten zuvor. In der Triple-Saison lag der Abstand nach der Hinrunde bei zwölf Punkten – und vergrößerte sich im Laufe der Saison sogar noch auf bis zu 25 Zähler. In den Folgejahren sicherte sich der FCB die Herbstmeisterschaft quasi in ähnlichen Konstellationen: Zwölf Punkte Vorsprung auf den BVB im Jahr 2013 – und im Anschluss die schnellste Meisterschaft aller Zeiten im April. Im vergangenen Jahr waren es zur Herbstmeisterschaft elf Punkte auf den VfL Wolfsburg, ein Abstand, der nur theoretisch noch zu verspielen war.
Man könnte zusammenfassen, dass zwölf Punkte zur Halbzeit fast immer uneinholbar sind und waren, aber fünf Punkte sind eigentlich doch noch Schlagdistanz. Für Guardiola ist das eine Nachricht mit zwei Gesichtern: Negativ wiegt wohl, dass er dem Titel gerne schon ein Stück näher wäre, positiv, dass auch diese Konstellation den internen Konkurrenzkampf schürt. Niemand beim FC Bayern kann sich entspannt zurücklehnen, wenn einem ein überragend aufspielender BVB im Nacken sitzt.
– Bilder: Getty Images
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