Das wesentliche Kriterium für personelle Änderungen während einer Partie hängt für Pep Guardiola – wie eigentlich für die meisten Trainer – vom jeweiligen Zwischenstand ab. Wenn das zwischenzeitliche Ergebnis günstig ist, kann der Coach ausgewählten Spielern eine Pause gönnen. Ansonsten kann er durch Wechsel neue Dynamik ins Spiel bringen.
Wie auch immer – jede Art der Rotation ist irgendwie im Spielverlauf begründet. Logischerweise können Wechselabsichten aber auch immer durch etwaige Verletzungen über den Haufen geworfen werden.
Abgesehen von diesen Faktoren liegt es auf der Hand, dass Guardiola und sein Trainerstab auch ganz spezifische Wechsel-Kriterien ausarbeiten, wovon zwei herausstechen: Die Stürmer sollen maximal entlastet werden und die Mittelfeldspieler sollen möglichst wenige Partien ununterbrochen auf dem Feld stehen müssen.
Werfen wir aber einen Blick auf ein paar Statistiken der aktuellen Saison, in der die Bayern bislang 19 Pflichtspiele absolviert haben.
Der Spieler mit den meisten Einsatzminuten ist David Alaba (1634). Der Österreicher hat 18 Partien komplett durchgespielt und gegen Eintracht Frankfurt, wo er mit muskulären Problemen erst auf der Bank Platz nehmen musste, die letzte Viertelstunde auf dem Feld gestanden. Er ist der einzige Spieler im ganzen Kader, der überhaupt in allen 19 Spielen auf dem Rasen stand.
Die zweitmeisten Einsatzminuten hat Manuel Neuer (1620), der immer gesetzt war (bis auf die erste Runde im DFB-Pokal gegen den FC Nöttingen, als Sven Ulreich ran durfte.
Dahinter rangiert Douglas Costa mit 1525 Minuten. Philipp Lahm und Robert Lewandowski kommen auf je 1440 Minuten, Jérôme Boateng auf 1414. Vier weitere Akteure kommen auf mehr als 1000 Minuten auf dem Feld: Thomas Müller mit 1341 Minuten, Xabi Alonso (1166), Arturo Vidal (1145) und Thiago (1097). Die Werte von Arjen Robben, Mario Götze, Javi Martínez oder Medhi Benatia liegen verletzungsbedingt deutlich darunter.
In Bezug auf die Einsätze generell kommt Alaba wie erwähnt auf 19, während Neuer, Boateng, Müller, Costa, Lewandowski und Vidal in 18 Spielen mitwirkten, Lahm und Thiago an 17, Alonso an 15. Diese zehn Spieler bilden bis hierhin so etwas wie den harten Kern des Teams, während der Trainer versucht, immer die ausgearbeiteten Kriterien seines Stabes anzuwenden. So wundert es nicht, dass die am häufigsten ausgewechselten Spieler die Stürmer (Müller 7x, Costa 4x, Lewandowski 3x) und die Mittelfeldspieler (Alonso und Vidal 6x, Lahm 5x, Thiago 4x) sind.
Im Falle der Angreifer ist der Grund der Auswechslungs-Maßnahmen der körperliche Verschleiß, denn das Spiel in der Offensive ist mit intensivem Kraftaufwand verbunden. Die Stürmer greifen immer wieder an, machen Druck, unterbinden gegnerische Konter – was insgesamt die wohl größte Belastung bedeutet.
Auf die Mittelfeldspieler bezogen haben Intensität und Verschleiß einen anderen Charakter: Und zwar eher einen mentalen als physischen. Ganz grundsätzlich sind das die Spieler, die sich am Tag danach oftmals am erschöpftesten fühlen. Das liegt aber nicht daran, dass sie so viel gerannt sind wie die Stürmer, sondern weil das Spielkonzept des FCB ihnen abverlangt, jeden Moment kreativ zu sein, das Spiel aufzubauen und defensiv wachsam zu sein.
Auch in vergangenen Spielzeiten ist bei Guardiolas Taktiken ein ähnliches Muster erkennbar. In 2013/14 waren die am häufigsten ausgewechselten Spieler: Toni Kroos (20x), Robben und Götze (17x), Müller und Mario Mandzukic (16x). Eine Spielzeit später waren es Müller (22x), Götze (19x), Lewandowski (15x) und Alonso (14x). Interessant ist, dass Guardiolas Vorgänger, Jupp Heynckes, ein ähnliches Konzept anwandte, denn in der Saison vor Guardiola las es sich wie folgt: Mandzukic (28x), Franck Ribéry (20x), Kroos (19x) und Müller (16x).
Die physische Intensität verlangt es aber auch einfach, den Stürmern so oft wie möglich eine Pause zu verschaffen. In der Hierarchie sollten dann – wie es unter Guardiola auch geschieht – die Mittelfeldspieler folgen, denn die intensive Konzentration über die gesamte Partie trägt enorm zum physischen Verschleiß bei.
– Bilder: AP
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